Schwankungen des Unteren Grindelwaldgletschers
Der Untere Grindelwaldgletscher gilt als einer der am besten dokumentierten Gletscher der Welt. Das letzte umfassende Werk ist 2016 im Haupt Verlag erschienen, heisst „Die Grindelwaldgletscher – Kunst und Wissenschaft“ und ist im Grindelwald Museum erhältlich.
Seit jeher bewegen sich Gletscher, stossen vor und ziehen sich zurück. Vom Unteren Grindelwaldgletscher weiss man, dass seine Zunge um 1550 rund 500 Meter hinter dem Beginn der Gletscherschlucht lag.
Es folgte der grösste Vorstoss in den letzten 500 Jahren. Um 1600 lag die Zunge im Bereich des Aspi, beim heutigen Golfplatz, gute 500 Meter vom Schluchteingang entfernt oder einen Kilometer weiter vorne als noch um 1550, soweit vorne wie seither nie mehr.
Zwischen 1640 und 1770 schwankte der Gletscher im Bereich des Schluchteinganges. Manchmal stiess er ins Gletschervorfeld vor, manchmal zog er sich in die Schlucht zurück.
1770 begann ein weiterer Vorstoss, welcher 1778/79 bis knapp 200 Meter an die Rekordausdehnung von 1600 reichte. So schnell wie er vorgestossen war, zog er sich auch wieder zurück.
Um 1814/15 begann der Vorstoss, welcher auch als „Kleine Eiszeit“ in die Geschichte eingegangen ist. Einen ersten Höhepunkt gab es 1820/22, als sich die Zunge noch weiter vorne befand als 1778/79. Den absoluten Höchstand in dieser Phase erreichte der Gletscher 1855/56, wo er fast den absoluten Höchstand von 1600 erreichte.
Der folgende Rückzug ging schnell und der Gletscher verschwand schon um 1870 wieder in der Gletscherschlucht. Dort konnte er sich relativ lange halten, verzeichnete von 1918 bis 1933 noch einmal einen kleinen Vorstoss, bevor er sich stetig und immer schneller zurückzog.
Heute (2020) existiert der Untere Grindelwaldgletscher im engeren Sinn nicht mehr. Er zerfiel 2013 in einzelne Teile, die keinen Zusammenhang mehr mit dem ursprünglichen Nährgebiet haben.